Adolf Eichmann – Symbolfigur des Holocaust. Rolle, Flucht, Prozess
Prof. Dr. Sybille
Steinbacher
Seminar mit Exkursion
23. April bis 16.
Juli 2024
dienstags, 12:00–14:00 Uhr, NG 731
Nicht selten heißt es,
Eichmann sei die zentrale Figur des Holocaust, ja der Hauptverantwortliche
dafür gewesen. Das ist ohne Zweifel eine Überschätzung. Aber gleichzeitig wurde
er auch unterschätzt, so beispielsweise, als er im Prozess in Jerusalem wegen
seines Gejammers, nur Befehle ausgeführt zu haben, die Frage provozierte, ob er
denn ein »Trottel« sei. Die unterschiedlichen Deutungen Eichmanns sind oftmals
mit spezifischen Interpretationen des Holocaust verbunden. Im Seminar geht es
darum, Eichmanns Tätigkeit im nationalsozialistischen Staat, u.a. seine
Tätigkeit als Organisator der Auswandererzentralstellen in Wien und Prag,
außerdem die Geschichte seiner Flucht nach Kriegsende und seiner Ergreifung in
Argentinien zu beleuchten, schließlich auf den Prozess in Jerusalem zu blicken
und die öffentlichen Reaktionen weltweit in den Blick zu nehmen, die das
Gerichtsverfahren hervorrief. Die Politik, die zum Holocaust führte, wird
ebenso diskutiert und anhand von Quellen studiert wie die öffentliche
Auseinandersetzung mit den Verbrechen in der Bundesrepublik und anderen Staaten
nach Kriegsende.
Verbunden mit dem Seminar ist eine
Exkursion nach Prag, in die Gedenkstätte Theresienstadt und nach Lidice. Die
Exkursion wird direkt im Anschluss an die Vorlesungszeit im Juli 2024
stattfinden. Die Teilnahme ist optional, es wird ein geringer Unkostenbeitrag erhoben.
Die Anmeldung zum
Seminar ist ab dem 1. März 2024 über OLAT möglich: https://olat-ce.server.uni-frankfurt.de/olat/auth/RepositoryEntry/20607074305. Die Teilnehmerzahl
ist auf 25 Studierende begrenzt. Eine Warteliste ist eingerichtet.
Einführende Literatur
- Frank Bajohr/Sybille
Steinbacher (Hrsg.): Eichmann und der Holocaust. Ein Überblick, Berlin
2023;
-
David Cesarani: Eichmann.
His Life and Crimes, London 2002; deutsche Ausgabe: Adolf Eichmann.
Bürokrat und Massenmörder, Berlin 2004;
-
Bettina Stangneth: Eichmann
vor Jerusalem. Das unbehelligte Leben eines Massenmörders, Zürich/Hamburg
2011.
Neuere Forschungen zur Geschichte und Wirkung des Holocaust
Prof. Dr. Sybille Steinbacher
Forschungskolloquium
23. April bis 16. Juli 2024
dienstags, 18:00–20:00 Uhr, IG 457
Im Forschungskolloquium werden laufende Untersuchungen und jüngst abgeschlossene Studien zur Geschichte und Wirkung des Holocaust vorgestellt und diskutiert. Es richtet sich an fortgeschrittene Studierende der Geschichte, an Examenskandidaten und -kandidatinnen, Promovierende, Habilitierende und wissenschaftliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Fachbereich Geschichte.
› Programmübersicht (pdf-Datei)
Den Holocaust
erforschen. Schlüsseltexte und Forschungspositionen
PD Dr. Tobias Freimüller
Übung
23. April bis 16.
Juli 2024
dienstags, 14:00–16:00 Uhr, PEG 1.G.092
Die Erforschung des
Holocaust begann mit Beweissicherung. Unmittelbar nach der Befreiung durch die
Rote Armee bildeten Überlebende in Polen 1944 eine Historische Kommission, die
Befragungen durchführte, Dokumente sammelte und eine rege Publikationstätigkeit
entfaltete. Auch in Westeuropa waren es zunächst oft »Survivor Historians«, die
den Massenmord an der jüdischen Bevölkerung Europas dokumentierten und
erforschten. Bis sich die deutsche Geschichtswissenschaft dem Mord an den
europäischen Juden systematisch zuwandte, vergingen Jahrzehnte. Einstweilen war
es oft die Justiz, die im Zuge von NS-Prozessen die Geschehnisse erhellte. In
dieser Übung steht die Entwicklung der Holocaustforschung in Deutschland im
Zentrum, aber auch die internationale Forschung wird betrachtet. Gefragt wird
nach wichtigen Zäsuren, zentralen Publikationen und strittigen Debatten bis in
die Gegenwart. Wann gerieten welche Aspekte des Holocaust in den Blick und in
welchem historischen Kontext? Welche Erklärungsansätze und Analysen wurden zu
welchen Zeiten favorisiert und wo steht die Forschung heute?
Die Anmeldung ist ab
dem 1. März 2024 über OLAT möglich: https://olat-ce.server.uni-frankfurt.de/olat/auth/RepositoryEntry/20397424641/CourseNode/93668888136022. Die Teilnehmerzahl
ist auf 25 Studierende begrenzt. Eine Warteliste ist eingerichtet.
Einführende Literatur
- Frank Bajohr/Andrea
Löw (Hrsg.): Der Holocaust. Ergebnisse
und neue Fragen der Forschung, Frankfurt am Main 2015;
-
Hans-Christian
Jasch/Stephan Lehnstaedt (Hrsg.): Verfolgen und Aufklären.
Die erste Generation der Holocaustforschung, Berlin 2019;
-
Dieter Pohl: Nationalsozialistische Verbrechen 1939-1945
(Gebhardt Handbuch der deutschen Geschichte, Band 20), Stuttgart 2022.
Rassismus. Theorien und Geschichte
Dr. Veronika Duma
Übung
22. April bis 15. Juli 2024
montags, 14:00–16:00 Uhr, SH 4.108
Was ist Rassismus und seit wann gibt es ihn?
Woher kommt der Begriff »Rasse«? Das Feld der Rassismusforschung ist sehr weit
und in verschiedenen Disziplinen verankert. In dieser Übung liegt der Fokus auf
geschichtswissenschaftlichen Studien zur Erforschung von Rassismen. Wir lesen
exemplarische Schlüsseltexte, die das Verhältnis von Rassismus zu
Kolonialismus, zu Moderne und Aufklärung, zu Wissenschaft und Ideologie sowie
zu Geschlecht diskutieren und anhand von historischen Beispielen erläutern.
Zeitlich spannt die Übung den Bogen bis zur Ideologie des Nationalsozialismus
in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ziel ist es, verschiedene
analytische Herangehensweisen kennenzulernen und einen kritischen Umgang mit
Quellenbegriffen zu entwickeln.
Die Anmeldung ist ab dem 1. März 2024 über
OLAT möglich: https://olat-ce.server.uni-frankfurt.de/olat/auth/RepositoryEntry/20524335106. Die Teilnehmerzahl ist auf 25 Studierende begrenzt. Eine Warteliste
ist eingerichtet.
Einführende
Literatur
- Gisela Bock: Zwangssterilisation im Nationalsozialismus. Studien zur Rassenpolitik
und Geschlechterpolitik, Münster 2010 (Nachdruck, zuerst Opladen 1986);
-
Thomas Etzemüller:
Auf der Suche nach dem Nordischen
Menschen. Die deutsche Rassenanthropologie in der modernen Welt, Bielefeld
2015;
-
Wulf D.
Hund/Christian Koller/Moshe Zimmermann (Hrsg.): Racisms Made in Germany, Münster 2011.
Der Holocaust in Europa
Dr. Veronika Duma
Proseminar
18. April bis 18. Juli
2024
donnerstags, 10:00–13:00 Uhr, PEG 1.G.092
Aktuelle Forschungen nehmen die Shoah vermehrt als
europäisches Phänomen in den Blick. Mit dem Überfall auf die europäischen
Nachbarländer hat das NS-Regime den Rahmen für die europaweite Verfolgung und
Ermordung der jüdischen Bevölkerung geschaffen.
Für die Untersuchung der europäischen Dimension der
Shoah muss es möglich sein, zwei kontrovers debattierte Prämissen in einer
Analyse zu vereinen: Einerseits die Einsicht, dass es ohne Deutschland den
Holocaust nicht gegeben hätte. Andererseits die Tatsache, dass – im Rahmen der
deutschen Expansionspolitik –, kollaborierende Gruppen in den besetzten und
verbündeten Ländern das Rauben und das Morden – oft in Eigeninitiative –
mitgetragen haben. Das Proseminar fragt nach der nationalsozialistischen
Politik des Mordens in Ost- und Westeuropa, nach der Verbreitung von
Antisemitismus sowie nach Kollaboration und Widerstand. Insbesondere soll der
Fokus auf die Perspektive der jüdischen Bevölkerung in Europa gelegt werden.
Dazu arbeiten wir mit Quellen aus der Edition »Die Verfolgung und Ermordung der
europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945« und
dem Yizkor Book Project.
Anhand des Proseminarthemas werden Methoden und
Techniken geschichtswissenschaftlichen Arbeitens erlernt – von der Literatur-
und Quellenrecherche über das Lesen von Texten bis hin zu den Zitierregeln.
Einführende Literatur
- Frank Bajohr/Andrea Löw: The Holocaust and European Societies. Social Processes and Social
Dynamics, London 2016;
-
Raul
Hilberg: Die Vernichtung der europäischen
Juden, ergänzte Neuausgabe, Frankfurt am Main 2023;
-
Dan Stone: The
Holocaust. An Unfinished History, London 2023.
Fritz Bauer geht online. Der Frankfurter Auschwitz-Prozess im GeschichtsunterrichtPD Dr. Jessica Kreutz (Seminar für Didaktik der Geschichte)
Übung
15.
April bis 15. Juli 2024
montags,
16:00–18:00 Uhr, SH 4.105
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Fritz Bauer Institut unter Mitwirkung von Nadine Docktor statt.
In
dieser Übung werden Potentiale und Herausforderungen der digitalen Bildung
thematisiert. Im Fokus stehen Ausstellungen, die wir als außerschulische
Lernorte – online – besuchen, um diese hinsichtlich geschichtsdidaktischer
Prinzipien und Kompetenzen zu untersuchen und zu beurteilen. Ziel ist es aufzuzeigen,
welches Potenzial außerschulische Lernorte in ihrer Online-Version haben und
worauf Sie beim Einsatz im Geschichtsunterricht achten sollten. Ganz konkret
wollen wir die Online-Ausstellung »Fritz-Bauer. Der Staatsanwalt« untersuchen und
unterrichtspragmatische Überlegungen anstellen, sodass Sie am Ende des
Semesters Ideen für ihr eigenes zukünftiges Unterrichten mit dieser Ausstellung
haben. In dieser Übung wird daher eine aktive Beteiligung vorausgesetzt.
Die
Anmeldung ist vom 2. April 2024, 7:00 Uhr bis 7. April 2024, 24:00 Uhr über
OLAT möglich.